Front bags: a commentary on Süddeutsche Zeitung’s commentary

Front bags: a commentary on Süddeutsche Zeitung’s commentary

A bit late but I finally rifled through some deeply buried parts of my “to do tray” and found this article in the Süddeutsche Zeitung titled “Ganz weit vorne: Erst Bauchtaschen, dann Brustbeutel, jetzt Front Bags — warum nehmen wir uns Taschen neuerdings ständig zur Brust“.

The crux of the article is, forget that bum bags or fanny packs have “just advanced from an embarrassing accessory to the biggest bag trend in recent years”, followed by its caszh cousin, the cross body (sales rose by more than 350% in 2018 Spring, compared to 2017 Spring). The latest thing for the fashion industry in 2018 Spring was front bags, which look like neck-slung money bags, a version of it which Lufthansa gave my daughter to hold her passport when she traveled unaccompanied. Immensely practical and safe, of course.

Here are some examples from the designers she mentions:

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At the Milan Spring 2018 shows, Italian luxury brand Max Mara showed a handbag with a large “M” monogram, which the models… fastened to their chests with two straps, according to the article.
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Far be it from me, somebody who purveys bum bags, to titter at this looking odd, but correct me if I am wrong, does it look a bit gawky? I should of course try it first.

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Jacquemus Women’s Yellow Logo Plaque Bag (credit: Lyst.co.uk)

I do like it that the writer admits, carrying “hearts on their tongues and their seven things in front of them instead of hiding them behind their back or sideways (excuse the Google translation)” is just easier. “One touch and the charging cable or peppermint is at hand, or whatever is one of the life-sustaining measures in the big city. Besides, pickpockets would decrease dramatically if you always have everything right in front of your nose.”

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Valentino chest bag from WinWinNew’s Pinterest board: https://www.pinterest.com/flowerfish555/boards/

Also, cool that she agrees that most people these days don’t need space for much more than their keys and smartphones. “Soon people will only pay by cell phone anyway.” Obviously they are not quite doing it yet in most of Germany, where people still clunk around pocketbooks with plenty of change.

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“Fendi showed so many patch pockets on jackets and belts that they were almost reminiscent of luxurious craftsman’s outfit.” Yeah so looking like a Handwerker is possibly acceptable when it’s luxurious.

What did grate on me was the writer’s snobbishness, sneering at “vacationers in Barcelona or Rio de Janeiro” for carrying their bags in front of them, which is “the eternal mantra of city tour guides and street policemen”, but conceding that it is now “socially acceptable” since fashion labels now tout them for thousands of dollars.

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Apparently the bag belt trend was made more specific in SS19 as the Micro Bag Belt, according to https://www.slffashion.com/post/178570266123, and as can be seen above from Salvatore Ferragamo.

Ultimately, with a lot of bowing and scraping, the writer concedes that pockets are now allowed. As has been confirmed after researching on the history of hip bags, however, I contend that hands-free and accessible bags or pouches on our body have been valued by humans for millenia, without needing the consent or marketing or fashion designers and their media coterie.

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Prada’s ‘Monolith’ boots which come with pockets attached (source https://www.harpersbazaar.com.au/fashion/most-popular-accessories-2020-19892)

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It had to happen: a holster bag, designed here by Virgil Abloh for Louis Vuitton. Many would deem holsters sexy, what with their connotations to heroes with guns and being worn close to chest muscles, so not sure why it’s styled over suits.

Deutscher Beitrag von Süddeutsche Zeitung, 8. März 2019, 5:08 Uhr

Front Bags:Der resozialisierte Brustbeutel

Drogendealer, Parkplatzkassierer und achtsame Touristen haben es im Grunde immer gewusst: Taschen müssen vorne getragen werden. Die großen Labels sehen das inzwischen genauso.

Von Silke Wichert

Seit Kindertagen bekommt man den Rucksack hinten auf den Rücken gesetzt, nimmt andere huckepack, legt sich den Pulli hinten um die Schultern. Alles große Irrtümer, wie sich jetzt herausstellt: Der moderne Mensch ist ganz eindeutig ein Frontlader. Er trägt seine Habseligkeiten und Statussymbole nicht mehr rücklings, sondern vorne vor sich her.

Drogendealer, Parkplatzkassierer und achtsame Touristen haben es im Grunde immer gewusst. Sie sind die langjährigen Träger der praktischen Bauchtasche, die gerade vom peinlichen Accessoire zum größten Taschentrend der letzten Jahre avancierte. Deshalb wird sie jetzt auch hierzulande lieber Fanny Pack oder Bum Bag genannt (klingt weniger vorbelastet) und quer um den Oberkörper getragen (sieht lässiger aus). Laut dem Unternehmen Edited, das Daten für den Modehandel erhebt, stieg der Verkauf dieser Kategorie allein im Frühjahr 2018 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 350 Prozent.

Resozialisierung des Brustbeutels

Kurz darauf folgte die modische Resozialisierung des Brustbeutels. Vorher nur auf Klassenfahrten zwangsweise umgehängt, tauchte er vergangenen Herbst bei Prada, für dieses Frühjahr auch auf den Laufstegen von Jacquemus und Valentino auf – interessanterweise vor allem in den Männerkollektionen. Seitdem rennen Horden von Streetstylern mit rechteckigen “Neck Pouches” vor der Brust durch die Gegend, was unfreiwillig an die Besuchergruppen von Computermessen erinnert, die ihre Akkreditierungen an Bändchen um den Hals tragen. Andererseits sind die Designer-Beutel natürlich auch eine Art Eintrittskarte: zum Zirkel der Topinformierten und Hochdekorierten. Deshalb werden sie deutlich demonstrativer vor sich her getragen als plastifizierte Besucherausweise oder die naturledernen Brustbeutel von früher.

Bei den jüngsten Schauen in Mailand Ende Februar war nun so etwas wie der nächste Frontalangriff der Mode zu beobachten. Die italienische Luxusmarke Max Mara zeigte eine Handtasche mit großem “M”-Monogramm, die die Models nicht seitlich um die Schulter oder “crossbody” trugen, sondern mit zwei Gurten vor die Brust geschnallt hatten. Das ewige Mantra von Städtereiseführern und Straßenpolizisten, seine Taschen möglichst vorn zu tragen, das sonst nur Urlauber in Barcelona oder Rio de Janeiro befolgen – womöglich wird auch dieser Look noch salonfähig. Bald kann man dann endgültig nicht mehr unterscheiden, wer Tourist und wer Hipster ist. Nicht H&M, nicht Zara, das ist die endgültige Demokratisierung der Mode.

Der optische Subtext des Ganzen liegt klar auf der Hand: irre vorwärtsgerichtet dieser Trend. Für Menschen, die ihr Herz auf der Zunge und ihre sieben Sachen vor sich her tragen, statt sie hinter dem Rücken oder seitlings zu verstecken. Der ein oder andere fühlte sich bereits an das Bild des treuen Bernhardiners erinnert. Der Bergretter in der Not mit dem wärmenden Rumfässchen vor der Brust. Auch der Mensch mit der vorgeschnallten Tasche scheint ja irgendwie einsatzbereiter, besser gerüstet. Ein Griff, und schon ist das Aufladekabel oder Pfefferminz zur Hand, oder was sonst zu den lebenserhaltenden Maßnahmen in der Großstadt gehört. Nebenbei würden Taschendiebstähle dramatisch sinken, wenn man alles immer direkt vor der Nase hat.

Möglichst viele Taschen an und über der Kleidung sind insgesamt ein großes Ding in der aktuellen Mode. Fendi zeigte in der aktuellen Frühjahrssaison so viele aufgesetzte Taschen an Jacken und Gürteln, dass sie beinahe an luxuriöse Handwerkermontur erinnerten. Bei Salvatore Ferragamo waren Mini-Etuis auf den Gürtel gesetzt, bei Prada haben nächsten Herbst sogar die Militarystiefel außen Täschchen dran, bei Givenchy wird der Brustbeutel demnächst rund. Auch bei Virgil Ablohs erster Männerkollektion für Louis Vuitton vergangenen Sommer wusste man kaum mehr zwischen Tasche und Kleidung zu unterscheiden. “Accessomorphosis”, nennt Abloh die schleichende Verschmelzung von Accessoire und Kleidungsstück. Hemden waren mit einem halben Dutzend aufgesetzter Beutel in verschiedenen Größen und Formen versehen. Einige Models trugen eine Mischung aus Weste und Leder-Halfter über dem Anzug mit eingebautem Fach darin. Irre praktisch, vor allem aber irre prägnant – Timothée Chalamet und Michael B. Jordan sorgten mit dem “Harness” bereits für zwei heiß diskutierte Auftritte auf dem roten Teppich.

Mode wird immer zweidimensionaler gedacht

Warum vor allem Männer auf Fanny Packs, Brustbeutel und ähnliche Kleinigkeiten anspringen, ist nicht schwer zu entschlüsseln. Mit klassischen Handtaschen fremdeln sie noch immer. Und mehr Platz brauchen die meisten für Schlüssel und Smartphone ohnehin nicht mehr; gezahlt wird ja bald eh nur noch mit dem Handy.

Ein weiterer Grund für den Erfolg all dieser vorwärtsgerichteten Accessoires dürfte aber technischer Natur sein: Vorn ist da, wo die Kamera draufhält. Auf Instagram sind die Leute meist frontal zu sehen. Handelt es sich um Laufstegfotos oder Werbeaufnahmen, sowieso.

Von einer seitlich umgehängten Handtasche ist dann häufig nur der Riemen sichtbar, vom Rucksack nur die Gurte – viel zu wenig, um damit Eindruck zu schinden oder die Verkäufe anzukurbeln. Deshalb werden Handtaschen oft so lustig wie Schilde in die Höhe gereckt. Die Brustbeutel, Bum Bags oder vorn getragenen Taschen hingegen sind meist gut im Bild zu sehen. Nachdem bereits Trends wie große Ohrringe, ausgefallene Brillen, Hüte und Schleier vor allem eine Reaktion auf den Selfie-Boom in den sozialen Medien waren, sind die neuen Taschen also ebenfalls perfektes Instagram-Futter.

Die Mode wird immer zweidimensionaler gedacht, alles dreht sich mehr und mehr um den kleinen flachen Bildschirm. Am Ende ist die Welt doch noch eine Scheibe.

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